Hybride Fertigung

Die Kombination zweier Fertigungstechnologien

Hybride Fertigung

Hybride Fertigung umfasst im Zusammenhang mit metallischem 3D-Druck die integrative Kombination von additiven und subtraktiven Fertigungsverfahren.

Die beiden Verfahren unterscheiden sich durch die Herangehensweise in der Teilefertigung. Während bei der subtraktiven Fertigung Material abgetragen und aufgrund der abgetragenen Späne auch „zerspanende Fertigung“ genannt wird, wird bei der additiven Fertigung das Werkstück Schicht für Schicht aufgebaut.

In der metallverarbeitenden Industrie sind im Bereich der konventionellen Fertigung vor allem die spanenden Verfahren wie Drehen, Bohren und Fräsen verbreitet. Für eine hohe Stückzahl fertigender Teile werden dabei moderne CNC-Bearbeitungszentren eingesetzt. Mehrachsige CNC-Werkzeugmaschinen sind mithilfe eines CAM-Systems in der Lage, das Werkstück selbstständig und automatisiert zu bearbeiten. Dabei werden alle Bearbeitungsschritte inklusive der erforderlichen Maschinenschritte wie Palettenwechsel, Teilehandling und Werkzeugwechsel programmiert und im Vorfeld simuliert, um effiziente Abläufe ohne Kollisionen zu ermöglichen.
 

Vorteile der subtraktiven Fertigung

Subtraktive Fertigungsverfahren besitzen gegenüber der additiven Fertigung Vorteile hinsichtlich der Oberflächenqualität, Formgenauigkeit und Prozesszeiten insbesondere bei großen Bauteilen, mit vergleichsweise einfachen Geometrien, und bei Serienproduktionen.
 

Vorteile der additiven Fertigung

Die additive Fertigung erobert durch die Möglichkeiten des metallischen Drucks jedoch mehr und mehr die Fertigungsindustrie. Sie ist schnell und materialsparend und damit kostengünstiger als die subtraktive Fertigung. Zudem lassen sich komplexe Strukturen umsetzen (Designfreiheit) und individualisierte Bauteile bereits ab Losgröße 1 wirtschaftlich fertigen. Besonders im Rahmen des Rapid Prototyping ist die additive Technologie sehr beliebt.
 

Generative Fertigungsverfahren

Die Anwendungsgebiete der additiven Fertigung sind heute vielschichtig, ebenso wie die verschiedenen generativen Fertigungsverfahren. Darunter bspw. L-PBF und LMD. Im Pulverbettverfahren (L-PBF) werden per Laser Hochleistungsmetalle in Pulverform Schicht für Schicht aufgeschmolzen und in Form gebracht. Beim Laserauftragschweißen (LMD) hingegen wird mittels Pulverdüse und Laser das Material präzise auf das Werkstück aufgetragen.

Wird die zerspanende Fertigung durch die additiven Möglichkeiten abgelöst?

Beide Fertigungstechnologien haben ihre Stärken und sind ihrem Gegenspieler je nach Seriengröße oder Stufe der Produktentwicklung überlegen. Die Frage ist daher nicht, ob die eine Technologie die andere ablöst, sondern wie sich beide jetzt und in der Zukunft ergänzen und im Rahmen der hybriden Fertigung gemeinsam neue Wege beschreiten. In verschiedenen Bereichen gibt es bereits hybride Fertigungssysteme, die in der Lage sind, additive und subtraktive Prozesse kombiniert durchzuführen, ohne dass ein weiteres Handling der Bauteile notwendig ist.

Wie sieht der Prozess der hybriden Fertigung aus?

Für die Fertigung eines Werkstücks haben wir eine Kombination aus additiver und subtraktiver Fertigung genutzt. Das Ziel bei der Fertigung war es, die Vorteile beider Fertigungsverfahren zu vereinen.

Unsere hybride Fertigung umfasste die folgenden Prozessschritte:

  1. Optimierung des Designs
    Häufig liegt ein 3D Modell vor, das allerdings ohne Berücksichtigung der Fertigungsvorgaben erstellt wurde und daher konstruktiv neu aufgesetzt sowie für die additive Fertigung optimiert werden muss. Mit Siemens NX kann eine Datendurchgängigkeit vom Design über den Druck bis zur spanenden Weiterbearbeitung ermöglicht werden.
     
  2. Vorbereitung für die additive Fertigung
    Nach der Optimierung des 3D-Modells erfolgte die Aufbereitung des Werkstücks für den Druck.
     
  3. Druck im Pulverbettverfahren
    Die Daten wurden an den Drucker übergeben und im Pulverbettverfahren (L-PBF) wurde das Werkstück Schicht für Schicht aufgebaut.
     
  4. Postprozess
    Im Rahmen des Postprozesses erfolgte eine Prüfung sowie Wärmebehandlung des Werkstücks, um Spannungen im Bauteil abzubauen und die gewünschten Werkstoffeigenschaften einzustellen. Zudem wurde eine Entpulverung sowie die Abtrennung des Werkstücks von der Bauplatte vorgenommen.
     
  5. Vorbereitung für die subtraktive Fertigung
    Ein weiterer Schritt des Postprozesses ist die NC Programmierung. In NX CAM wurde die Weiterbearbeitung des Werkstücks inkl. Erstellung der Vorrichtung programmiert, der NC-Code generiert und mittels Maschinensimulation überprüft.
     
  6. Subtraktive Weiterbearbeitung
    Der NC-Code wurde mittels Postprozessor an die Maschine übertragen und die Maschine konnte mit der Nachbearbeitung beginnen.
     
  7. Qualitätssicherung
    Zum Schluss wurde eine Oberflächenprüfung durchgeführt und das Werkstück optisch und taktil qualifiziert.
     
  8. Fertiges Werkstück
    Unser Werkstück ist fertig und kann eingesetzt werden.

Die hybride Fertigung eröffnet für die Teilefertigung ganz neue Möglichkeiten. Sie kombiniert die Vorteile der additiven Fertigung wie bspw. Schnelligkeit, Materialeinsparung und Designfreiheit, mit den Vorteilen der subtraktiven Fertigung wie bspw. der Oberflächenqualität oder Formgenauigkeit.

Abonnieren Sie unseren Blog
Tipps und Neuigkeiten rund um die digitale Fertigung.